Verena kommt verspätet zum Termin, lächelnd erklärt sie „sorry, ich hatte schreckliche viel Stress“. Karl nimmt nie das Wort Stress in den Mund, und doch sieht er müde und abgekämpft aus. Immer öfter hat er Kopfschmerzen und Bauchkrämpfe, die Nacht wird zur Qual, weil er nicht einschlafen kann und seine Libido ist eh im Keller.
Stress kann en vogue sein und gehört in gewissen Kreisen zum guten Ton. Stress kann aber auch ein Makel sein, das man weit von sich weg weist und worüber man nicht redet.
Stress Definition – allgemein
Laut Wörterbuch:
erhöhte körperliche oder seelische Anspannung, Belastung, die bestimmte Reaktionen hervorruft und zu Schädigungen der Gesundheit führen kann.
Laut Wikipedia:
(engl. für ‚Druck, Anspannung‘; lat. stringere ‚anspannen‘) bezeichnet zum einen durch spezifische äußere Reize (Stressoren) hervorgerufene psychische und physische Reaktionen bei Lebewesen, die zur Bewältigung besonderer Anforderungen befähigen, und zum anderen die dadurch entstehende körperliche und geistige Belastung.
Der volkswirtschaftliche Schaden der durch Stress und dessen Folgeerscheinungen verursacht wird beträgt jährlich weit über 10 Milliarden Euro. Die größten Kostenpunkte sind:
⧽ Arbeitsausfall
⧽ Kosten für Medikamente
⧽ Arzt & Therapeutenkosten
⧽ Krankenhauskosten & Rehabilitationmaßnahmen
⧽ Frühberentung
Stress ist weit mehr als eine bloße Modeerscheinung: Stress macht krank und kann sogar töten.
Stress früher
Drohte dem Steinzeitmenschen Gefahr, wurden in Windeseile Hormone in die Blutbahn geschossen, die den Betroffenen entweder zur Flucht oder zum Kampf gestärkt haben. Dieser Hormon-Cocktail war überlebenswichtig. Hat nun der Kampf oder die Flucht stattgefunden, dann hat der Steinzeitmensch sich ausgeruht, sämtliche Stress-Hormone wurden wieder abgebaut und alles war in bester Ordnung.
Auf die höchste Anspannung folgte de Entspannung.
Stress heute
Wie geht der Mensch des 21. Jahrhunderts mit Stress um?
Die Muster, angelegt in Urzeiten haben sich nicht verändert. Nur daß heute kein Säbelzahntiger mehr vor uns steht und uns gerne fressen würde.
Der moderne Säbelzahntiger heisst Lärmbelästigung, Ängste, Druck am Arbeitsplatz, Überforderung, Unterforderung, Reizüberflutung ecc. Und diesen Stressoren begegnen wir nicht wie früher unmittelbar indem wir kämpfen oder flüchten. Nein, diese Stressoren schleichen sich in unser Leben ein und machen uns krank.
Denn wer schlägt schon seinen Chef zusammen, weil er ihn wiedereinmal zu viel Arbeit aufgeladen hat? Wer rennt wie wild davon, wenn der Lärm überhand nimmt?
Die Stresshormone werden wie beim Neandertaler ausgeschüttet, aber es folgt keine angemessene Reaktion. Also bleiben diese Stress-Hormone schön in unserem Körper liegen und richten ihren vernichtenden Schaden an.
Wir sprechen von Eustress oder dem sogenannten positiven Stress, hier folgt immer auf eine kurze Zeit der Anspannung die Entspannung.
Distress hingegen, beschreibt eine dauerhafte Anspannung auf die keine oder nur unzureichende Entspannung folgt.
Und Genaus dieser Distress ist es, der uns heute krank macht.